Mühle | Familie | Tradition
Wenn man sich mit der Geschichte der Schwarzaer Mühle beschäftigt, stößt man immer wieder auf die Tatsache, daß sie eng mit der Geschichte des Marktfleckens Schwarza verbunden ist. Lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung 1074 befand sich im Ort eine Mühle. Natürliche Gegebenheiten - die Schwarza mündete damals in "Deltaform" in die Saale - regte gerade dazu an, an einem Seitenarm der Schwarza eine Mühle zu errichten. So klapperte die Mühle durch die Jahrhunderte, und an Beschäftigung mangelte es nicht. Mehl und Schrot brauchte jeder der in Schwarza und Umgebung reichlich ansässigen Bauern, zumal diese durch den sogenannten "Mahlzwang" nirgendwo anders ihr Getreide mahlen lassen konnten.
Erste urkundliche Erwähnung findet die Mühle etwa Anfang des 16. Jahrhundert. Danach war das Kloster Paulinzella Eigentümer und verpachtete sie weiter. Allerlei Abgaben mußten die Pächter in Form von Naturalien und Geld entrichten, u. a. auch die sogenannten "Mehlschweine", die jedes Jahr an die Mönche zu liefern waren. Später kaufte der Graf von Schwarzburg die Mühle und verpachtete sie mit all auf ihr liegenden Lasten weiter, bis sie etwa Ende des 17. Jahrhunderts völlig in private Hände kam.
Wechselhafte Besitzer hat die Mühle gehabt. Immer andere Namen tauchen in der Chronik bei der Erwähnung der vielen Hochwasser auf. Die Müller waren immer die Geschädigten. Ja seine liebe Not hatte der Müller mit dem Schwarzawasser und dem Wehr. Es existiert sogar eine Sage, in welcher der Müller den Teufel zum Bau des Wehres einspannte. Die schöne Müllerstochter wurde als Lohn versprochen, wenn das Wehr in einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei fertig gebaut sein würde. Der Teufel hatte seine Arbeit fast beendet, da krähte der Müller, listig wie die Müller waren, selbst und alle Hähne im Dorf fielen ein. Als Gefoppter mußte der Beelzebub von dannen ziehen. Daß es die Müller auch zu Wohlstand bringen konnten, zeigt der großzügige Bau des Wohnhauses, welches etwa vor 250 Jahren errichtet wurde.
Im Jahre 1886 kaufte Max Nestler die damals durch Erbstreitigkeiten arg heruntergekommene Mühle von den Hillerischen Erben. Er betrieb die zur Mühle gehörende Bäckerei und die Schneidemühle mit viel Engagement und verschaffte sich so die Mittel für den Ausbau der Wasserkraft, die damals als fast einzigste billige Energiequelle die Grundlage für einen prosperierenden Betrieb bildete.
1903 wurde das Schwarzawehr neu gebaut, der Mühlgraben vertieft und mit Steinen eingefaßt. So konnten statt des Wasserrades zwei moderne Turbinen eingebaut werden. Eine davon trieb eine neu errichtete Holzschleiferei. In diesem Betriebsteil wurde mit Hilfe von rotierenden Steinen Holzschliff als Rohstoff zur Pappenherstellung produziert. Bis 1920, als modernere Verfahren die Holzschliffherstellung ablösten, war dieser Betriebszweig in Betrieb.
1907 errichtete Max Nestler seine neue Mühle so, wie sie jetzt noch steht. Im damals modernen Blenderbau konnten in 24 Stunden 10 Tonnen Getreide vermahlen werden. 1919 nach dem Tode des Gründers, übernahm dessen Sohn, Werner Nestler, den Betrieb.
Über die Wirren der Weltwirtschaftskrise, das 3. Reich, die schweren Nachkriegsjahre und 40 Jahre Sozialismus lief die Mühle als wichtiger Versorgungsfaktor bis zur Wende 1989. Durch den selbstlosen Einsatz aller Mitarbeiter gelang es immer wieder, die alte Mühltechnik, der unter sozialistischer Herrschaft nie die Möglichkeit einer Erneuerung gegeben wurde, am Laufen zu erhalten.
DAS NESTLERMÜHLEN-TEAM ANFANG DER 2000er:
v.l.n.r: Klaus Nestler (die "alte" Müller-Generation), Robert Limmer (Geschäftsführung), Uli Wietzke (unser Fahrer), Ramona Pfeiffer (Mühlenshop), Manfred Limmer (die "Goldenen Hände"), Ulf Nestler (Geschäftsführung)